Woher kommt der Begriff „Transkulturalität“?

Für einen Trainingsauftrag mit dem Titel „Transkulturelle Kompetenz““ überarbeite ich diese Tage ein Skript, das ich schon länger einsetze. Die Teilnehmenden in diesem Seminar sind alles Arbeitsagogen. In ihrem zweijährigen Lehrgang bereiten sie sich auf neue berufliche Herausforderungen in einem herausfordernden Kontext vor.

Damit wir über eine gute Ausgangslage verfügen, schliesse ich mein Skript mit einem Glossar zu aktuellen Fachbegriffen über das Thema „Migration und interkulturelle Kommunikation“.

Zu meiner Freude stiess ich bei der Recherche zum Begriff „Transkulturalität“ auf den Kubaner Fernando Ortiz. Er begegnete mir bereits vor Jahren, als ich in Kuba in der Lehrerfortbildung tätig war. Einerseits in Buchform, andererseits im Denken lokaler Gesprächspartner.

Als ich das kluge Buch erneut zur Hand nahm, realisierte ich, dass es Don Fernando Ortiz war, der den Begriff „Transkulturalität“ ursprünglich prägte. Der oft zitierte Jenaer Philosoph Wolfgang Welsch hingegen, führte den Begriff als erster im deutschsprachigen Raum ein.

Fernando Ortiz, Entre Cubanos

Als ich Mitte der 90-er Jahre in Kuba arbeitete, hatten mir meine Freunde in Havanna das Standardwerk über die „Psychologie der Kubaner“ von Fernando Ortiz Fernández (1886-1969) empfohlen. Er gilt als einer der wichtigsten Köpfe der kubanischen Antrophologie.

Damals markierte ich in meinem Buch einen höchst interessanten und bemerkenswert differenzierten Brief von Ortiz an „Don“ Miguel de Unamuno“, den berühmten Spanischen Philosophen, von dem sich Ortiz massgeblich inspirieren liess.

Im Brief setzt sich der Forscher Ortiz kritisch mit den Intellektuellen Kubas auseinander. Er wirft ihnen Geltungssucht und mangelnde analytische Schärfe vor, neben begrenzten Fähigkeiten, ihre Gedanken in einen grösseren Zusammenhang zu stellen. Ein Vorwurf, der heute ebenso aktuell wir damals wirkt.

Dazu ist es wichtig zu wissen: In Kuba wird Ortiz bis heute in Ehren gehalten. Er gilt wegen seinen bahnbrechenden Forschungen zur afrokubanischen Mythologie und zu den afrokubanischen Ritualen als „Dritter Entdecker Kubas“ (nach Christoph Kolumbus und dem in Kuba verehrten Alexander von Humboldt).

Bei Nachforschungen zu seinem Verständnis der „transculturalidad“, die ja auch meiner Webseite „transcultura.ch“ ihren Nahmen verlieh, fand ich heraus, dass sein Kollege und Freund, Bronislaw Malinowski mitgeholfen hatte,  den Begriff „Transkulturalität“ international zu etablieren (Vecchio, Ignazio, Februar 2017).

Im folgenden Beitrag will ich die Entwicklung des Begriffs „Transkulturalität“ im deutschsprachigen Raum aufzeigen und die Verankerung in der aktuellen Debatte unter Fachleuten in der Schweiz kurz ausleuchten.

Transkulturalität: Ein Begriff wandert von Kuba … in den deutschen Sprachraum

Bei der Recherche zu „Transkulturalität“ entdeckte ich, welche Entwicklung dieser Begriff seit Ortiz, besonders bei Welsch, erfahren hat.

Welsch spricht sich in seinen Veröffentlichungen gegen ein traditionelles Kulturkonzept aus. Stattdessen entwirft er eine Sicht der Transkulturalität, die ein Bild von der Verflochtenheit, Durchmischung und Gemeinsamkeit der Kulturen in modernen, hochgradig differenzierten Gesellschaften, zeigt (Vgl. Welsch, Wolfgang (2002): Kulturverständnis. Netzdesign der Kulturen).

Welsch geht von der Grundanahme aus, dass „kulturelle Differenzen nicht nur zwischen Gesellschaften, sondern gleichermaßen und zunehmend innerhalb von Gesellschaften bestehen.“ Für ihn zeigt sich damit, dass es sich bei „Transkulturalität“ um ein gesellschaftliches Phänomen handelt, das sich vor allem in den WahrnehmungenDenkmustern und im Handeln von Individuenz eigt, da einheitliche Lebensformen in den modernen Gesellschaften nicht mehr existieren.

Kritik am Kulturkonzept von Johann Gottfried Herder

Welsch kritisiert pointiert das Kulturkonzept von Johann Gottfried Herder (1744-1803). Dieser hatte Kulturen noch als „geschlossene Kugeln“ bzw. „autonome Inseln“ mit jeweils eigenen territorialen Bereichen bzw. sprachlicher Ausdehnung beschrieben.

Welsch findet klare Worte gegen Herder und alle, die seinem Gedankengang folgten und bezeichnet diese Vorstellung von geschlossenen Gesellschaften als „hochgradig imaginär und fiktiv“. Er kritisiert, dass solch essentialistische Kulturkonzepte, soziale Homogenisierung, ethnische Fundierung und Abgrenzungen nach außen forcieren.  „Kugelprämisse plus Reinheitsgebot machen nicht nur ein gegenseitiges Verstehen der Kulturen unmöglich, sondern die Forderung nach einer derartigen kulturellen Identität führt auch zu Separatismus und bereitet politischen Konflikten und Kriegen den Boden.“ (Vgl. Welsch, Wolfgang (2002): Kulturverständnis. Netzdesign der Kulturen).

Statt von Multikulturalität, Interkulturalität … besser von Transkulturalität sprechen

In meinen Seminaren und Weiterbildungsangeboten verwende ich oft ein Informationsblatt, welches die drei gängigen Begriffe differenziert und auseinanderhält. Schicken Sie mir eine Nachricht, wenn Sie das folgende Übersichtsblatt als Pdf erhalten möchten.  Die anschauliche Graphik zeigt mein Verständnis des Begriffes „Transkulturalität“ auf:

Bei der Vertiefung mit dem Thema merkte ich, dass meine Vorgehensweise dem Verständnis von Welsch entspricht. Denn er verbindet sein Kritik an klassischen Kulturverständnissen mit der Kritik an den weitverbreiteten Konzepten der „Inter- und Multikulturalität“ und zeigt fundiert auf, dass sie grundlegend falsch begründet werden:

„Die Misere der Interkulturalität liegt in der Tatsache verborgen, dass sie noch immer von einer insel- bzw. kugelartigen Verfassung der Kulturen ausgeht […] Das Konzept versäumt es, die Wurzel des Problems anzugehen. Es ist nicht radikal genug, sondern bloß kosmetisch.“

Zitiert nach: Welsch, Wolfgang (1998): Transkulturalität. Zwischen Globalisierung und Partikularisierung. In: Mainzer Universitätsgespräche. Interkulturalität. Grundprobleme der Kulturbegegnung. Mainzer Universitätsge-spräche 1998. Mainz: o.V. S.46-48, zitiert aus S.48.

Welsch hält fest, dass „Multikulturalität“ wohl die Probleme des Zusammenlebens verschiedener Kulturen innerhalb einer Gesellschaft aufgreife, dabei aber von der Existenz klar unterschiedener, in sich homogener Kulturen ausgehe. Während  „Interkulturalität“ dies ähnlich sieht, einfach innerhalb ein und derselben staatlichen Gemeinschaft:

„Das Multikulturalitätsprinzip […] ist zwar gegenüber konservativen Forderungen nach gesellschaftlicher Homogenität progressiv, in seinem Kulturverständnis aber bleibt es traditionell und droht, regressiven Tendenzen Vorschub zu leisten.“

Nach  Welsche Meinung, sind die beiden Ansätze durch ihr Beharren auf kultureller Identität vor dem „Übergang in den politischen Fundamentalismus nicht gefeit“.

Folgende Graphik zeigt mein Verständnis des Begriffes aus meiner Sicht veralteten und wenig hilfreichen Begriffes „Multikulturalität“ auf:

Warum der Begriff „Transkulturalität“ helfen kann, traditionelle und unbrauchbare Konzepte zu überwinden

Das traditionelle Kulturkonzept ist unfähig, notwendige binnenkulturelle Differenzierungen zu ermöglichen, da es regionale, soziale und funktionale Unterschiede sowie die Unterschiede zwischen den Lebensstilen – wissenschaftliche, künstlerische, religiöse Kultur – übersieht.

Das Konzept der „Transkulturalität“ ist daher ein Versuch, traditionelle Kulturvorstellungen sinnvoll zu ergänzen. Denn heutige Kulturen haben …

„de facto nicht mehr die unterstellte Form der Homogenität und Separiertheit, sondern sind weitgehend durch Mischungen und Durchdringungen gekennzeichnet.“

(Vgl. Welsch, Wolfgang (1998,  S.51)

Welsch begründet seine Überlegungen damit, dass durch die verbesserten Transportmöglichkeitenund die damit verstärkt auftretenden Migrationsbewegungen, die Menschen heute stärker global miteinander vernetzt sind. Wir könnten hier anmerken, dass mit dem verbreiteten Zugang zu Social Media, diese Wirkung noch verstärkt wurde.

In einem anderen Artikel auf meinem Blog www.didacticalreduction.com wies ich bereits früher auf die Anmerkungen des leider viel zu früh (2015) verstorbenen Netzwerktheoretikers Peter Kruse zu diesem Phänomen hin.

Besonders überzeugend finde ich die von Welsch angeführte starke Durchflochtenheit heutiger Kulturen und die Aufweichung von nationalen Grenzen: „Die Lebensformen enden nicht mehr an den Grenzen der Nationalkulturen, sondern überschreiten diese, finden sich ebenso in anderen Kulturen“.

Durch Kontakte in der Aufnahmegesellschaft, in der Herkunftsgesellschaft und mit Verwandten in weiteren Ländern sowie durch Datennetze, Kommunikationsmittel und globalen Handel entstehen „transnationale“ soziale Räume von ökonomischer und psychosozialer Bedeutung. Pendelmigrationenzwingen Wandernde dazu, einen Weg zwischen der Anpassung an das Neue und der Bewahrung des Vertrauten zu gehen. Individuen sind diesem Ansatz nach durch unterschiedliche kulturelle Anteile geprägt und müssen die Aufgabe erfüllen, die verschiedenen Komponenten miteinander zu verbinden.

Die Notwendigkeit binnenkultureller Differenzierungen

Nach Welsch sind Gesellschaften in sich multikulturell, da sie verschiedene Lebenswege und Lebensstile beinhalten und vertikale Unterschiede innerhalb der Gesellschaften bestehen: „Die Kultur eines Arbeitermilieus, eines Villenviertels und der Alternativszene weisen kaum noch einen gemeinsamen kulturellen Nenner auf.“ Gleichzeitig gebe es horizontale Differenzen: „Unterschiede von weiblicher und männlicher, heterosexueller, lesbischer oder schwuler Orientierung können einschneidende Differenzen in den kulturellen Mustern und Lebensformen begründen.“

„Transkulturalität“ – in der Kunst immer schon vorgelebt

Wolfgang Welsch ist ein Vertreter der Postmoderne und er nimmt auf heutige Gesellschaften Bezug.  Für ihn ist klar, das „Transkulturalität“ historisch keineswegs neu ist, sondern vielmehr die Regel:

„Für jemanden, der die europäische Geschichte kennt, ist diese historische Transkulturalität ohnehin evident. Die Stile waren länder- und nationenübergreifend, und viele Künstler haben ihre besten Werke fern von der Heimat geschaffen. […] Oder man nehme die japanische Kultur: Es wäre offenbar unmöglich, sie ohne Berücksichtigung ihrer Verflechtung mit chinesischer, koreanischer, indischer, hellenistischer und moderner europäischer Kultur zu rekonstruieren.“

(Zitat: Welsch, Wolfgang (1998), S.55)

Vor allem durch Machtprozesse – die kapitalistische Ökonomie mit ihrer globalen Erschließung materieller und humaner Ressourcen – sei in den letzten Jahrzehnten das Ausmaß der Transkulturalität gestiegen und somit global gültig:

„Einen Einbau transkultureller Elemente findet man heute in allen Populationen. Auch bei unterprivilegierten Schichten („Prekariat“) oder bei für gleichermaßen arm wie homogen angesehenen Populationen (Tibet) ist festzustellen, dass die Leute zumindest einige Elemente anderer kultureller Herkunft kennen und einige davon inkorporiert haben, also ein Stück weit transkulturell geworden sind.“ (Zitat: Welsch, Wolfgang (2009): Was ist eigentlich Transkulturalität? S.10.)

Da die bisher scheinbar stabilen Kategorien von Eigenheit und Fremdheit sich auflösen und im Innenverhältnis einer Kultur heute ebenso viele Fremdheiten wie im Außenverhältnis zu anderen Kulturen existieren, sagt Welsch, dass „anstelle der separierten Einzelkulturen von einst […] eine interdependente Globalkultur entstanden [ist], die sämtliche Nationalkulturen verbindet und bis in Einzelheiten hinein durchdringt.“ (Zitiert nach: Welsch, Wolfgang (2002).

Ausblick und Hoffnung: Mehr Differenzierungen dank kulturellen Austauschprozessen

Meine vorläufigen Erkenntnisse, die ich bei den Vorbereitungen für die nächsten Seminare hier in der Schweiz und in Deutschland einfliessen lasse, gehen in diese Richtung: Differenzierungen zwischen Menschen, Gruppen und Gesellschaften, folgen heute nicht mehr geografischen, sprachlichen oder nationalen Vorgaben, sondern kulturellen Austauschprozessen. Dies führt zu einer Art „Netzwerk-Design“, bei dem zwar Unterschiede nicht verschwinden, Verständnismöglichkeiten aber zunehmen.

„Die transkulturellen Netze sind also, kurz gesagt, aus unterschiedlichen Fäden zusammengesetzt und auf unterschiedliche Weise gewebt. Daher wird, wo Transkulturalität durchdringt, im Ergebnis erneut ein hoher Grad an kultureller Mannigfaltigkeit bestehen […]. Die transkulturellen Netze haben stets einige Elemente gemeinsam, während sie sich in anderen unterscheiden, so daß zwischen ihnen nicht nur Unterschiede, sondern zugleich Gemeinsamkeiten bestehen.“ (Vgl. Welsch, Wolfgang 2002).

Für Welsch gewinnt damit die Vorsilbe „trans“ eine doppelte Bedeutung:

„‚Transkulturalität‘ will, dem Doppelsinn des lateinischen trans- entsprechend, darauf hinweisen, dass die heutige Verfassung der Kulturen jenseits der alten (der vermeintlich kugelhaften) Verfassung liegt und dass dies eben insofern der Fall ist, als die kulturellen Determinanten heute quer durch die Kulturen hindurchgehen, so dass diese nicht mehr durch klare Abgrenzung, sondern durch Verflechtungen und Gemeinsamkeiten gekennzeichnet sind.“ (Zitiert nach Welsch, W. 2009).

Für den eingangs erwähnten Kontext, den Lehrgang für Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen, schöpfe ich zwar aus den Gedanken des Philosophen Welsch. Auf der Literaturliste und in meinem Skript, verweise ich jedoch zusätzlich auf die Arbeit der  Schweizer Pflegewissenschaftlerin Dagmar Domenig. Sie präsentiert in ihrem Buch (Domenig, Dagmar (Hrsg.) (2001): Professionelle Transkulturelle Pflege. Handbuch für Lehre und Praxis in Pflege und Geburtshilfe), ein an den deutschen Sprachraum angepasstes Konzept der Transkulturellen Pflege, indem sie sich gegen eine Kulturalisierung jeglicher Interaktionsschwierigkeiten im Migrationskontext und damit einer Abwälzung der Verantwortung auf die MigrantInnen selbst ausspricht.

Ganz im Sinne von Welsch spricht sie sich dafür aus, kulturelle Grenzen zu überwinden und nach Gemeinsamkeiten zu suchen.  Dabei ist für sie nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten „Kultur“ handlungsleitend, sondern der Kontext, die Interaktion, die individuelle Biografie, aber auch persönliche Interessen und Strategien für den Einzelnen.

Ebenfalls verweise ich dort auf das lesenswerte Dokument Integrationsleitbild_1999_und_Ergaenzung_2012_Basel_Stadt, eine Ergänzung aus dem Jahr 2012 zum damals pionierhaften „Leitbild und Handlungskonzept des Regierungsrates zur Integrationspolitik des Kantons Basel-Stadt von 1999“.

In meinen Seminaren lasse ich oft die Teilnehmenden zu Interviews, Video-Dokumenten und Textauszügen zu diesem Leitbild arbeiten, damit sie sehen, wie unterschiedlich das herausfordernde Thema „Migration“ in der Schweiz bearbeitet werden kann.

Meinen Studierenden sage ich jeweils zum Abschluss: Schaut her, das Konzept der Transkulturalität ist ein interessanter Ansatz, vielleicht eine Art Übergangskonzept, welches dazu anregt, globale und lokale bzw. universalistische und auch partikularistische Aspekte miteinander zu verbinden und den Kulturbegriff zu überdenken.

Für mich liegen die Chancen des Konzepts der Transkulturalität vor allem

  • in der radikalen Abwehr essentialistischer Kulturkonzepte
  • der Anerkennung unterschiedlicher Identitäten
  • sowie der Berücksichtigung von Diversität innerhalb und zwischen Gesellschaften.

Welsch legt damit, in Anlehnung und Weiterentwicklung des Denkens von F. Ortiz, eine Grundlage für neue konstruktivistische Konzepte und richtet den Blick auf real lebende Menschen und ihre Lebenssituation. Ich bin mit dem Philosophen Welsch über diese Vorgehensweise einverstanden und gehe davon aus, dass mit zunehmender Bekanntheit und Akzeptanz des Transkulturalitätskonzeptes, die transkulturellen Individuen (das heisst viele moderne Menschen) lernen, mit gesellschaftlicher Transkulturalität besser zurechtzukommen:

„Ein Individuum, in dessen Identität eine ganze Reihe kultureller Muster Eingang gefunden hat, besitzt bezüglich der Vielzahl kultureller Praktiken und Manifestationen, die sich in seiner gesellschaftlichen Umwelt finden, größere Anschlusschancen  […]. Aus je mehr Elementen die kulturelle Identität eines Individuums zusammengesetzt ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass eine Schnittmenge mit der Identität anderer Individuen besteht […]. Sie werden in der Begegnung mit ‚Fremdem‘ eher in der Lage sein, statt einer Haltung der Abwehr, Praktiken der Kommunikation entwickeln.“

(Zitiert nach: Welsch, Wolfgang, 1998).

Schreiben Sie Ihre Meinung bitte unten in die Kommentarspalte und kontaktieren Sie mich für einen Auftrag zu interkultureller Kommunikation und transkulturellen Kompetenzen in Ihrer Organisation: yvo.wueest(at)bluewin.ch

4 Comments

  1. Veröffentlich von Jacqueline Gasser am 12. Februar 2018 um 14:15

    Lieber Herr Wüest,

    ich besuchte bereits einmal einen Weiterbildungstag zum Thema „MNA – Unbegleitete Minderjährige“ bei Ihnen, der mir gut in Erinnerung geblieben ist. Sie sind ein leidenschaftlicher Dozent und kennen sich in Ihren Themen aus. Danke für diesen interessanten Text, der wirklich in die Tiefe geht.

    Liebe Grüsse aus Uster,

    Jacqueline Gasser

    • Veröffentlich von admin am 30. April 2018 um 20:48

      Liebe Frau Gasser,

      danke für Ihren Kommentar. Ich freue mich, wenn Sie für Ihre anspruchsvolle Tätigkeit neue Impulse und aktuelles Fachwissen aus dem Weiterbildungstag mitnehmen konnten. Inzwischen habe ich neben den eingesetzten Länderbeispielen zu Syrien und Eritrea zusätzlich eine Zusammenfassung zu Afghanistan geschrieben. Die unsichere Lage im Land und die Neuformierung islamistischer Kräfte verspricht leider eine Fortsetzung der bewaffneten Auseinerdersetzungen. Ich rechne darum mit neuerlichen Fluchtbewegungen, insbesondere der erwähnten Gruppe der Hazaras. Schicken Sie mir eine Nachricht auf meine Geschäftsadresse, wenn ich Ihnen das Dokument im Pdf-Format senden soll.

      Herzlich grüsst
      Yvo Wüest

  2. Veröffentlich von Heinz Stadler am 30. September 2018 um 15:35

    Lieber Yvo,

    fundierter Text, auch dieser!

    Ich habe mir folgende Gedanken dazu gemacht: das Konzept der Transkulturalität, wie es von dir auf Ortiz und Welsch zurückgeführt wird, löst sich von einem früher verbreiteten Verständnis statischer, klar abgegrenzter Kulturen indem es Individuen und Kollektive als Merkmalsträger unterschiedlichster kultureller Identitäten begreift.

    Auf Europa bezogen, können wir sagen: Transkulturalität ist hier nicht nur ein Phänomen von Migration, Globalisierung und Urbanität im 20. und 21. Jahrhundert. Bereits in der Vormoderne gab es Räume, in denen Menschen mit unterschiedlichen Sprachen, Religionen, Kulturen und ganz allgemein unterschiedlichen Gruppenidentitäten zusammenlebten, ihre Abgrenzungen untereinander aushandelten und gleichzeitig in vielschichtige Austauschprozesse und Wechselwirkungen miteinander verstrickt waren.

    Interessant finde ich, wie sich in der aktuellen Debatte zeigt, dass sich Lebensräume, die – oft nur auf den ersten Blick – bestimmten Gruppen und Kollektiven zugänglich sind, sich bei näherer Betrachtung aber als Kontaktzonen herausstellen. Genauer: Als Orte, in denen neue Identitäten emergieren.

    Es wäre sinnvoll, einmal vertiefter nach den konkreten räumlichen Manifestationen solcher transkulturellen Exklusions-, Inklusions- und Verschmelzungsprozesse zu fragen. Wir könnten so herausfinden, wie transkulturelle Prozesse und Praktiken räumliche Anordnungen schaffen und wie räumliche Dispositionen auf transkulturelle Prozesse ein- oder zurückwirken.

    Ich finde es toll, wie du deine Arbeit in diesem Gebiet vorantreibst und wünsche dir weiterhin gutes Gelingen und interessante Aufträge!

    Bis die Tage,
    Heinz

    • Veröffentlich von admin am 3. Oktober 2018 um 20:42

      Lieber Heinz,
      danke für deinen Kommentar.In den von mir geleiteten Weiterbildungen gehe ich mit den Teilnehmenden oft auf eine Meta-Ebene. Dort lade ich sie ein, über ihre eigenen Erfahrungen mit „Identität“ zu reflektieren. Ich stelle ihnen dann auch „prototypische“ Verhaltensweisen vor und bitte sie, Vor- und Nachteile zu ergründen.

      Oft landen wir dann bei der Variante „Synthese-Typen“, sprich: Menschen mit Migrationserfahrungen, die mit der Zeit wesentliche oder wichtige Werte der neuen Kultur annehmen, nach diesen Werten handeln und vermutlich auch denken. Im Idealfall sind dies gereifte Persönlichkeiten, die ihren Migrationsprozess erfolgreich bewältigen, sich auf unterschiedliche Situationen einstellen können und bei Konflikten passende Lösungswege vorschlagen, welche die Vorgehensweise aus verschiedenen Kulturen mit einbeziehen.

      Als Graphik verwende ich dazu übrigens ein einfaches Schnittmengendiagramm, um diesen Zusammenhang besser zu verdeutlichen. Die Schnittmenge entspricht quasi der „transkulturellen Kompetenz“, die ich ja auch im Untertitel zu meinen Weiterbildungsangeboten führe.

      Alles Gute dir,
      Yvo

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